Im Hafen von Houilon startet der Familienurlaub auf dem Hausboot. Nach einer Einweisung in die Technik des Bootes (in Englisch oder Französisch) erhält man eine kleine Probefahrt mit Einweisung. Auch mit Bootsführerschein ist dies sehr sinnvoll, da sich das Hausboot ganz anders fährt als jedes andere Boot, es ist schließlich nicht gerade klein.
Der Saarkanal führt zum Rhein-Marne-Kanal im Department Moselle. Wir empfehlen die abwechslungsreiche Tour Richtung Straßburg zu nehmen, da kommt bestimmt keine Langeweile auf. Auf der Strecke von Houillon nach Saverne erwarten euch mehrere Highlights wie zwei lange Tunnel, das Schiffshebewerk in Arzviller, die Lutzelbourg, zahlreiche Schleusen und die malerische Städtchen Lutzelbourg und Saverne mit Schloss Rogan. Quer durch den Regionalpark Lothringen bis ins Zorntal in den Nordvogesen zeigt sich auch die Natur von ihrer schönsten Seite.
Dieser Familienurlaub war sicherlich einer der aufregendsten Urlaube mit Kindern überhaupt. Wer denkt, ein Urlaub auf dem Hausboot sei Luxus pur und man chillt den ganzen Tag, der täuscht.
Wir empfehlen am Anreisetag sich erstmal mit dem Boot vertraut zu machen und am nächsten Morgen zu starten.
Die Tour startet im Hafen von Houillon. Direkt dahinter (am Kiosk links vorbei) erreicht man in etwa 100 Metern einen See, in dem man baden kann. Er ist zwar kühl, doch herrlich. Im Kanal selbst ist das Baden aufgrund der Wasserqualität leider nicht möglich, also sollte man die Möglichkeit nutzen und schwimmen.
Von Houillon aus fahrt ihr mit dem Boot bis zum Hafen in Niderviller. Macht euch mit dem Boot vertraut und genießt die Landschaft. Der Kanal führt euch durch die herrliche Landschaft, durch Weiden und am Betonwerk vorbei, unter Brücken hindurch (Sonnensegel einklappen).
Die Strecke ist nicht besonders anspruchsvoll, doch wer zum ersten Mal Hausboot fährt, sammelt hier Fahrpraxis. Wenn das Steuern bereits gut klappt, können die Kinder unter der Aufsicht der Eltern ein wenig das Steuer übernehmen.
In Niderviller landet ihr parallel zum Ufer an. Im Hafen könnt ihr die Toiletten benutzen und Duschen (geringe Gebühr). Strom und Wasser gibt es natürlich auch. (Kosten Nacht, Strom, Wasser zw. 20-30 €) Hier wird deutsch gesprochen. In der Werft direkt am Hafen wird fleißig gearbeitet und mit ein wenig Glück erlebt man das Einsetzen eines Bootes mit. Neben der Werkshalle grasen die imposanten Galloway-Rinder. In ca. drei Minuten seid ihr zu Fuß in einem französischen Lokal mit Biergarten. Neben Froschschenkeln und Schnecken gibt es viele bekannte Gerichte, abends auch Pizzen und Flammkuchen. Ihr könnt den Lieferdienst kommen lassen. Eine Käserei ist auch fußläufig erreichbar. Mit dem Taxi oder den Rädern könnt ihr von hier aus noch nach Sarrebourg zum Einkaufen fahren.
Falls ihr den gesamten Abschnitt noch nicht an einem Tag fahren möchtet, empfehlen wir euch eine Zwischenübernachtung in Xouxange, ein herrlicher Steg in idyllischer Lage.
2. Abschnitt von Niderviller nach Lutzelbourg
Von Niderviller aus erreicht ihr schon bald die Tunnel. Diese sind eng und es ist aufregend hindurch zu fahren. Vor der Einfahrt kann es schon mal zu langen Wartezeiten kommen. Der erste Tunnel ist rund 475 Meter lang, der zweite knapp 2307 Meter. Nach dieser aufregenden Fahrt ist noch nicht Schluss mit Erlebnissen, denn das imposante Schiffshebewerk in Arzviller folgt umgehend. Man fährt in eine „Badewanne“ ein und wird von dieser nach unten gefahren. Schleuser helfen euch dabei. Die Abfahrt geht recht fix, die Wartezeit hingegen ist nicht berechenbar. Unten angekommen sollte man sich eine kleine Pause gönnen und das 44,55 m hohe Schiffshebewerk zu bestaunen. Ihr könnt auch aussteigen und eine Führung im Werk selbst machen. Hier trifft man auf Touristengruppen, die schleusende Boote fotografieren.
Am Fuße des Schiffshebewerkes befindet sich eine Glasbläserei und eine Sommerrodelbahn (an Wochenenden geöffnet). Diese besuchten wir auf der Rückfahrt.
Der Rhein-Marne-Kanal führt euch nun an den gigantischen Felsen vorbei zu der ersten Schleuse. Nach zwei weiteren Schleusen erreicht ihr den Hafen in Lutzelbourg mit Blick auf die Lutzelbourg. Hier gibt es wieder Wasser und Strom (ca. 20-25 €). Lutzelbourg ist ein hübscher kleiner Ort mit Bäckerei, einer köstlichen Pizzeria (das Essen lieber mit in den wunderschönen Hafen nehmen) und einem Spielplatz. Abends solltet ihr euch unbedingt den Sonnenuntergang von der Lutzelbourg aus anschauen. Nach einem steilen 20-minütigem Aufstieg erreicht man die Lutzelbourg mit herrlichem Blick auf den Kanal. Abenteuerlich in der Ruine umher zu stromern und ein idealer Fotospot.
Wie ihr schleusen müsst, wird im Kapitänshandbuch erklärt.
Kurz zusammengefasst: Ihr solltet mindestens drei Arbeiter sein. Der Kapitän bleibt an Bord. Zwei Menschen steigen aus, schlingen die Seile um die Poller, werfen die Seilenden wieder an Deck, wo jemand die Seile entgegennimmt. Anschließend wird die blaue Stange gezogen. Immer! Auch wenn an der roten Stange der Pfeil nach unten zeigt und ihr nach unten fahren möchtet. Immer blau, sonst legt man die Schleuse still bis der Sicherheitsdienst da ist. (Zusätzlich darf man sich französische Flüche anhören). Nachdem man also die blaue Stange gezogen hat, kommen alle an Bord zurück und halten die Seile auf Zug bis das Schleusentor wieder geöffnet ist. Nun versucht man, auch mithilfe der Stangen die Seile zu lösen und diese wieder an Bord zu holen, wo man sie gleich ordentlich aufwickelt. Die Seile werden unter der Reling rausgegeben und über den Haken geseilt. Wir waren immer ein wenig aufgeregt, doch bei jeder Schleuse klappte es besser.
Beim flussaufwärts Schleusen muss einer (bei uns unser Sohn) über die Leiter in der Schleuse an Land klettern und die Seile um die Poller schlingen und den blauen Hebel ziehen. Wenn das Boot oben und die Tore offen sind, alle an Bord und Seile los. Für das vordere Boot braucht man ganz schön viel Kraft um es gegen die einströmenden Wassermassen zu stabilisieren. Etwas anspruchsvoller aber absolut ein Erlebnis, das Erinnerungen schafft.
Tipp: Wenn ihr hinten in der Schleuse seid (meist 2 Boote auf einmal) ist das Schleusen deutlich einfacher.
Von Lutzelbourg erreicht ihr nach neun Schleusen die Doppelschleuse in Saverne (5,43 Meter) direkt im Stadtkern. Nach so vielen Schleusen weiß man, was man getan hatAnkert im Hafen mit Restaurant von Saverne mit Blick auf das Rohan-Schloss (Besuch des Museums lohnt nicht unbedingt, nicht kindgerecht und Beschilderungen auf Französisch) und spaziert durch das malerische Städtchen mit Fachwerkhäusern und schnuppert französisches Flair.
Von Lutzelbourg schleust man sich nach Arzviller zurück. Zwölf Schleusen und die Doppelschleuse stehen für heute auf dem Plan. An diesem Tag seilt man am Fuße des Schiffshebewerkes Arzviller an und besucht noch die Glasbläserei mit Schauwerkstatt, wo man den Kunsthandwerkern bei der Arbeit zuschaut, die man im Laden natürlich auch kaufen kann. Mit den Rädern oder zu Fuß sollte man die ehemalige Schleusentreppe besichtigen, die 17 Schleusen wurden durch das Schiffshebewerk ersetzt.
Gleich morgens früh passiert man mit der ersten oder zweiten Auffahrt das Schiffshebewerk um lange Wartezeiten zu vermeiden. Da man nie weiß, wie man durchkommt, lässt sich so die restliche Tour besser planen. Nach dem Schiffshebewerk passiert man nochmals die Tunnel. Auf der Rückfahrt kann man sich in Hesse im „Baguette-Back-Automaten“ mit frischem Brot eindecken. Die folgende Nacht empfehlen wir in der freien Natur in Gonrexange (2. Möglichkeit linkerhand, gelbe Poller) anzuleinen. Wir schliefen hier als einziges Boot und erlebten Naturgenuss pur. Nachts gibt es ein überwältigendes Froschkonzert. Links und rechts des Kanals befinden sich zwei große Seen. Der Badesee war während unseres Besuchs leider wegen Blaualgen gesperrt. Am Campingplatz (gegenüberliegende Uferseite) befindet sich ein Restaurant (Öffnungszeiten im Internet stimmen nicht, selten geöffnet). Am nächsten Morgen könnt ihr in der Bäckerei im Ort frische Croissants und andere Backwaren einkaufen.
Wenn man noch Zeit hat (wenn man Abschnitt 1 an einem Tag gefahren ist), kann man noch ein wenig umherfahren, bevor am Abend vor Abgabe zurück im Hafen von Houilon anleint.
Wer noch ein anderes Highlight einbauen möchte, sollte die höchste Staustufe Frankreichs „Réchicourt“ anfahren und einmal auf- und abschleusen. Dazu folgt ihr dem Rhein-Marne-Kanal in Richtung Nancy.
Alternativ fährt man ein Stück in den Saarkanal ein und passiert eine weitere Schleuse (mit Seil zum Ziehen und Fernbedienung). Zwischen den Seen Étang du Stock führt der Saarkanal hindurch, so malerisch. Die Schleuse hat bis 17.30 Uhr geöffnet, man sollte rechtzeitig umkehren, um den Heimathafen noch zu erreichen.
Im Hafen von Houillon endet euer Familienurlaub auf dem Hausboot. Wer den Urlaub im Restaurant mit Seeblick ausklingen lassen möchte, dem empfehlen wir mit dem Auto ins Restaurant mit Seeblick „Etang du Stock“ zu fahren. Hier seht ihr den Kanal, den ihr am Mittag passiert habt.
(Wasser, Klopapier, Brot, Spülmittel, Putzmittel, Spülbürste nicht vergessen)
Packliste: Feuerzeug (Gasherd, -grill, und -backofen), Klopapier, Taschenlampe, Handschuhe für jeden, Fernglas (zum Erkennen der Schilder und Ampeln), scharfes Messer, Spiele die nicht wegwehen oder ins Wasser rollen können, Bücher, Sonnenschutz und Mückenschutz.